Von Martina Hörle – 03/05/2018:
SOLINGEN (mh) – „Mama, du hast kaum noch Zeit für mich.“ Der Satz ihres Sohnes Noah wurde für Christa Huberty zum Wendepunkt in ihrem Leben. Die diplomierte Grafik-Designerin (*1970 in Eberhardzell/Süddeutschland) war bis dahin beruflich enorm eingespannt. Nach ihrem Studium der visuellen Kommunikation an der Fachhochschule Düsseldorf engagierte sie sich in internationalen Großprojekten, entwarf Szenarien für das Opernhaus in Athen und wirkte bei der großen Eröffnungsschau der Bibliotheca Alexandrina mit. Auch Präsentationsfilme für Messeauftritte verschlangen einen großen Teil ihrer Zeit.
Berufliche Verpflichtungen waren enorm
„Es waren spannende und interessante Aufgaben“, sagt Huberty heute. „Doch ich wollte mehr Zeit für mein Kind haben.“ Auch ihre kreativen Interessen hatte sie lange vernachlässigt. „Plastisches Gestalten und Malen waren immer schon meine Leidenschaft“, gesteht sie lächelnd. „Während andere ihr Geld in den Führerschein investierten, habe ich mir ein kleines Atelier gemietet, um dort malen zu können.“ Sie bezeichnet sich selbst als sehr ungeduldig. „Deshalb arbeite ich am liebsten mit Acryl. Das trocknet schneller.“ Für ihre Grafiken verwendet sie Tusche oder schwarzen Kugelschreiber. Die künstlerische Palette reicht von Gemälden über Grafiken bis zu Skulpturen und Fotografien. Ihre Motive sind sowohl gegenständlicher als auch abstrakter Natur. Vieles bleibt monochrom, anderes wird mit Acryl- oder Aquarellfarbe nachcoloriert.
Bei einem Bildhauer in Süddeutschland hatte sie das plastische Gestalten kennengelernt. „Ich arbeite unglaublich gerne mit FIMOair light“, begeistert sich die Künstlerin. „Das ist ein tolles Material, lässt sich problemlos schleifen, formen und anmalen. Außerdem ist es bemerkenswert leicht, gerade bei größeren Skulpturen ein wichtiger Aspekt.“
Im Vordergrund stand aber zuallererst ihr Sohn. „Ich wollte mit ihm zusammen etwas Besonderes machen.“ Die Idee entstand bei Noahs ersten Schreibversuchen. „Die Buchstaben standen oft spiegelverkehrt“, erinnert sich Huberty. „Wir haben dann die Zahlendreher und Spiegeltrolle dafür verantwortlich gemacht und uns ausgemalt, was die alles können.“ So kristallisierte sich langsam eine Thematik heraus.
Kinderbuch als Projekt von Mutter und Sohn
Doch bis zum Buch war es noch ein langer Weg. „Den Anstoß hat Noahs Grundschullehrerin gegeben“, beschreibt Christa Huberty den Werdegang. An der Schule war zu dieser Zeit die Autorin Annette Langen („Briefe von Felix“) als Lesepatin im Einsatz. „Ich hatte die Lehrerin gefragt, ob unsere Geschichte vielleicht Annette Langen interessieren könnte. Sie war der Meinung, wir sollten das Projekt selbst in die Hand nehmen.“
Die Hauptperson ist ein kleiner Zauberer. Lord Zauberwort wird durch den Zauberspruch des kleinen Tim in dessen Welt verschlagen. Unermüdlich saßen Mutter und Sohn beim Brainstorming, sammelten Möglichkeiten und Erlebnisse. Wie viele Personen wurden gebraucht? Welche Fähigkeiten sollte der Zauberer haben? Welche Haustiere spielten mit?
Gemeinsam arbeiteten sie an der Charakterisierung ihres Protagonisten. Nach diversen Skizzen setzte die Künstlerin diese Vorstellungen skulptural um. Mit der Figur des Zauberers vor Augen und einer Fülle von Ideen entwickelte sich Schritt für Schritt eine wirklich „zauberhafte“ Geschichte.
Lord Zauberwort und der große Knall ist das märchenhafte Ergebnis eines tollen Projektes von Mutter Christa und Sohn Noah. Ein kurzweiliges und inspirierendes Buch über Freundschaft und Zusammenhalt, fantastische Erlebnisse und einen Zauberer, der sein Gedächtnis sucht.
Hier geht es zum Kinderbuch: LORD ZAUBERWORT & DER GROSSE KNALL
Der ganze Artikel zu lesen unter: SolingenMagazin
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Von Hans-Georg Wenke
Mal Form, mal Botschaft, mal Medium
Man lebt nur zweimal? Warum so bescheiden, Herr Bond. Christa Huberty zeigt, dass es mehr Leben geben kann. Auch mehr Leben, als auf den ersten Blick zu sehen ist. Was wie ein Rätsel klingt, ist in Wirklichkeit dessen Auflösung. Denn in der Vielfalt ihres Schaffens – Stil, Farbigkeit, Material, Genre – gibt es keinen singulären Roten Faden. Es gibt der Entwicklungsstränge viele. Und doch sind sie irgendwie verwoben, weshalb eben das künstlerische Ausleben dieser Frau ein Vielfaches ist; Multitalent mag expressis verbis stimmen, ist aber fast zu banal, es so zu sagen. Christa Huberty: Malerin, Typografin, Fotografin, Modellistin, Grafikerin. Oder auch: Drückt ihre Sichten, Gefühle, Gedanken, Weltbilder 2D & 3D aus. Mal zart, mal heftig. Mal freier Tanz der Phantasie, mal konstruktive Strenge, die ingeniöse Klarheit mit listigem optischen Schabernack verbindet. Weil eben das Leben (eines jeden Menschens, damit auch ihres) so mixbunt ist. Und dann steht eben mal die Botschaft im Vordergrund und will in Form gebracht werden. Oder aus dem Formen – sei es in irdischem Ton oder den Tönen der Farbpalette – tritt ein Sujet hervor, das als Motiv mit Augen und Gedanken der Betrachter entdeckt und verinnerlicht werden will. Oder eben, das Medium – beispielsweise Fotografie – dient dazu, ganz neue Ebenen der schein-baren Augen- Blicklichkeit zu kreieren. Fotos, die Gemälde sind. Oder reale optische Motivmixturen, die wie irreal erscheinen.
Weil die Künstlerin bei fotografischen Arbeiten auch die Möglichkeiten der digitalen Kreativität einbezieht, taucht sie in eine nächste Sphären-Ebene. Spätestens an dieser Stelle mag man ahnen, dass es doch ein Gemeinsames in all ihren Arbeiten gibt: Das Verlassen der Enge eines überkommenen, tradierten, dogmen-treuen Formalismus, der Kunst sein mag, aber nicht zwangsläufig Kreativität. Und vor dieser sprudelt sie einfach über. Übrigens mit bewundernswerter Selbstdisziplin.
Wäre doch bloß dieses Wort nicht so völlig normal, „vielschichtig“ ist die am besten passende Vokabel, um Christa Huberty zu charakterisieren. Egal, machen wir’s englisch und es klingt gut: Multiple Layer Optical Art Performances. Na bitte, wer sagt’s denn!
Herzlichen Dank an Dagmar Lenkeit, die ein großartiges Vorwort zu meinem Bildband geschrieben hat:
Es ist mir wieder eine große Freude ein paar Sätze zu Christa Hubertys neuem Bildband zuschreiben. Der neue Bildband: „Ansichten einer Stadt“ erscheint mir wie eine Hommage an den Impressionismus den Christa Huberty modern interpretiert. Diese Kunstepoche wurde in Frankreich gerade zu der Zeit geprägt, als Lord Henry Brougham das kleine Fischerdörfchen Cannes als Urlaubsort entdeckte. Er trug zu seiner glamourösen und mondänen Entwicklung entscheidend bei. Bereits als junger Erwachsener veröffentlichte er mehrere wissenschaftliche Artikel, die sich mit Licht und Farbe sowie mit optischen Effekten beschäftigte. Cannes scheint der Ort zu sein, der all dies ausstrahlt. Und genau darum geht es in den Arbeiten von Christa Huberty: es ist Ihr wichtig die atmosphärischen Bedingungen, die Darstellung des Lichtes und der Farben von Cannes in Ihren Fotografien nicht nur einzufangen sondern durch Ihre künstlerische Interpretation zu akzentuieren. Darüber hinaus sind Ihr das Aufgreifen der menschlichen Momente und die persönlichen Geschichten eine Herzensangelegenheit. Cannes ist nicht nur eine Stadt, die vom Rhythmus der Wellen, sondern auch vom Rhythmus der Gegensätze geprägt wird. Mit Ansichten einer Stadt wählt Christa Huberty mit Umsicht ihre Motive aus. Die Stadt kennen viele von ihrer glamourösen Seite; wer hat sich die Zeit genommen die Vintage-Style- Ansichten anzusehen? Heute ist der Zeitgeist an vielen Orten die Effizienz, doch hier in Cannes scheint der Zeitgeist in vielen Bereichen die Zeitqualität zu sein; hier nimmt man sich die Zeit zu verzieren, ob an alten Gebäuden, am Karussell oder die Auslagen auf dem Markt und in den Konditoreien. Selbst die Fischdosen sind kleine Kunstwerke. – Genieße den Moment -. Hier hat man Zeit melancholisch vom Balkon zu schauen, oder einfach nur vom Balkon das Leben (ohne Treiben) zu genießen. Pause zu machen im Park ist eben so möglich, wie in Ruhe das Schiff zu putzen. Natürlich darf DER Akkordeonspieler von Cannes auch nicht fehlen, – mit seien Flyern aus jungen Jahren! Was bedeutet hier schon Zeitquantität?! Es gibt nicht nur Reichtum in dieser Stadt, sondern auch Armut. Lebensfreude und Melancholie sind auch die zwei Seiten einer Medaille. Mit ihren verschiedenen Perspektiven: aus der Bodensicht, Vogelsicht, Durchsicht entdeckt man die Meeressicht, die Hofsicht und das Stadtgesicht. Da drin verbirgt sich das Alltagsgesicht, die Kaufabsicht und vielleicht auch die Weltansicht. Jeder kann sich nun seine eigen Gesamtansicht vor seinem inneren Auge anschauen. So wie der Wind mit dem Schilfblatt (Canne lat. heißt Schilf) spielt, so spielt das Leben mit der Stadt Cannes. Dieses bunte Spiel des Lebens hat Christa Huberty mit ihren Bildern eingefangen. Gerade die Seifenblasenbilder fassen die Atmosphäre des Lichtes und der Farbe, der Leichtigkeit und den Genuss des Moments zusammen. Vielen Dank für die Impressionen.
Arbeiten aus der Serie Cannes Ansichten einer Stadt
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Herzlichen Dank an Dagmar Lenkeit, die eine großartige Rede zu meinen Cannes-Arbeiten gehalten hat:
Das besondere am Leben ist sein Facettenreichtum, seine Tiefe und seine Einzigartigkeit im Moment. Oft ist das Leben auch nicht so, wie es sich auf den ersten Blick darstellt. Genau diese Aspekte sind der Künstlerin Christa Huberty wichtig. Ihre Art der Fotografie ist besonders, da sie es schafft, sich nicht auf das Ablichten einer einzelnen Ebene zu reduzieren, sondern im Einfangen von malerischen Momenten, die das Leben in seiner Mehrschichtigkeit zeigt. Die hochglanzpolierten Fronten mit den stilisierten Schönheitsidealen treffen auf das alltägliche Leben. Bei dieser ART der Fotografie – im Sinne von Kunst – ist die Grundlage der hier ausgestellten Bilder die Ablichtung, d.h. Formen, Farben und Figuren gibt die Fotografie vor. Christa Huberty setzt sich mit jedem Motiv intensiv auseinander. Im Rahmen der digitalen Kunst malt sie mit den vorhandenen und vorgegebenen Farben, verstärkt oder verfeinert sie. Ihre künstlerische Intention ist, die Fotografie auf ihre malerischen Elemente zu reduzieren, so dass die Formen besser zur Geltung kommen. Ihre Stärke liegt in dem Verweben von visuellen Details: einerseits vordergründig andererseits hintergründig und dem Lebensgefühl bzw. der Lebensfragen, die die Bilder auszudrücken vermögen. Ihre Inspiration für diese künstlerische Arbeit geht von den Motiven selbst aus. Obwohl wir NUR auf eine Fassade schauen, – im ersten Moment erscheint es wie eine zweidimensionale Bildebene – ergeben sich bei genauerer Beobachtung weitere Räume, scheinbar andere Dimensionen. Neue Perspektiven ergeben sich aus der Verschmelzung verschiedener Personen, Gegenstände und Hintergründe durch die Spiegelungen. Die scheinbare Auflösung der physikalischen Gesetzmäßigkeiten darf einen zur Selbstreflexion anregen: überdenken Sie Ihre Sehgewohnheiten. Nehmen Sie sich Zeit. Der Vorteil an der Langsamkeit ist die Detailgenauigkeit! Trauen Sie sich und tauchen Sie ein.
Hier findet sich die Einladungs-Websites zur Cannes-Ausstellung.
Arbeiten aus der Serie Cannes Reflexionen
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